Anders Lernen

Fragen Sie sich auch, weshalb viele Entscheidungsträger noch zurückhaltend bei neuen Lern- Modellen sind? Ich sehe aktuell eine große Unsicherheit bei diesem Thema. Hier eine kleine Auswahl der Begründungen, warum gerade bei den wichtigen Fragen der Aus- und Weiterbildung, sowie der Personalentwicklung so wenig Veränderungsbereitschaft herrscht?

1. Unsere Personalentwicklung hat doch in den letzten 10 Jahren auch so
    funktioniert
2. Wir brauchen das nicht
3. Unsere Themen eignen sich nicht
4. Wir lassen das erst mal andere machen und schauen, ob das funktioniert.
5. Dafür haben wir keine Zeit
6. Wir haben das vor Jahren schon einmal versucht. Das war nicht
    erfolgreich

Die Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollzähligkeit und kann beliebig erweitert werden. Es ist fatal, keine Weiterentwicklung bei der betrieblichen Aus- und Weiterbildung, sowie der Personalentwicklung einzuleiten und darauf zu hoffen, dass durch fehlende Veränderung alles gut bleibt. Es wird Zeit, diese Thematik ausgiebig auf den Prüfstand zu stellen und die bisherigen Abläufe kritisch zu hinterfragen. Wer es in naher Zukunft nicht macht, wird auf lange Zeit den Entwicklungen hinterherlaufen. Das hat schwerwiegende Auswirkungen, nicht nur auf die Entwicklung des Personals, sondern auch auf das Recruiting. Gerade in Zeiten eines absoluten Fachkräftemangels ist es schwer nachvollziehbar, weshalb bei vielen Entscheidern das Thema nur auf dem Papier eine Rolle spielt und nicht in die Tat umgesetzt wird.

In Umfragen zu den neuen Themen des Lernens wissen die Befragten ganz genau, was zukünftig passieren wird und auch passieren muss. Die Umsetzung lässt häufig auf sich warten oder wird nur in bestimmten Themen eingesetzt, ein Gesamtkonzept ist nicht erkennbar.

An wenigsten wird nach meiner Meinung das Thema Kosten betrachtet. Teilweise werden die Kosten weder reportet, noch werden Sie in einen Gesamt-Kontext für Personalkosten eingebunden. Wenn Sie nur einmal überlegen, dass die Call- und Contactcenter-Branche eine Fluktuationsrate von ca. 30% hat, ist es schwer nachvollziehbar, wieso diese Kosten als gegeben hingenommen werden. In einem früheren Beitrag hatte ich eine Rechnung aufgestellt, was das kostet. (https://wordpress.com/post/gerd-conradt.com/629).

Was das mit Fluktuation zu tun hat? Das ist ziemlich trivial. Die Menschen sind mit ihrer Ausbildung und Weiterentwicklung unzufrieden, evtl. nehmen sie die Möglichkeiten gar nicht wahr, weil es keine übergreifenden Konzepte gibt, in denen sie begleitet und natürlich auch gefordert werden. Wenn alles mit der Gießkanne über die Mitarbeiter ausgeschüttet wird oder Entwicklung erst gar nicht stattfindet, ist die Gefahr hoch, dass die Unzufriedenheit steigt und sie sich einen neuen Arbeitgeber suchen. Es ist nachgewiesen, dass Menschen mehr Bindung zu dem Arbeitgeber haben, bei dem sie sich wertgeschätzt und unterstützt fühlen.

Selbstverständlich ist die Einführung von neuen und anderen Lernformen zunächst mit Aufwand verbunden. Selbstverständlich müssen nicht nur die Personalverantwortlichen umdenken, sondern auch die Beschäftigten. Der Trend dazu muss in Richtung Eigenverantwortung gehen und auch die Mitarbeiter mehr in die Pflicht nehmen.

Aktuell ist die Situation einerseits in vielen Betrieben so, dass die Personalentwicklung nicht schnell genug reagiert und mitunter Konzepte entwirft, die an den operativen Voraussetzungen vorbeigehen. Dort, wo sie stattfindet, besteht bei vielen Mitarbeitern eine Nehmer-Mentalität nach dem Motto: „Qualifiziert mich mal!“. Diese Mentalität wird leider häufig durch die Gewerkschaften gefördert, die Qualifikation für alle durchsetzen wollen. Das ist aus meiner Sicht allerdings der falsche Ansatz.

1. Weiterführende Qualifikation nur für Beschäftigte, die es wollen und
     nachgewiesen haben, dass sie einen wirklichen Mehrwert erbringen.
2. Abgabe der Verantwortung an die Beschäftigten. Das heisst, nicht der
    Betrieb bietet eine Weiterentwicklung an, sondern die Mitarbeiter
    wünschen sie und haben gute Argumente dafür.
3. Der Betrieb bietet diesen Beschäftigten dann die Rahmenbedingungen für
    ihre Weiterentwicklung. Das kann die Finanzierung der Maßnahmen
    enthalten oder die Freistellung von der Arbeit.

Ich spreche hier selbstverständlich nicht von notwendigen Aus- und Weiterbildungen, die für die Erledigung der Aufgaben erforderlich sind! Aber auch hier gibt es jede Menge Potential.

Alle Betriebe wünschen sich gut ausgebildetes Personal, dass einen hervorragenden Service bietet. Das erhalten Sie allerdings nur, wenn sie zukunftsweisende Lernkonzepte und eine vertretbare Fluktuation vorweisen können.

Welche zukunftsweisenden Konzepte in Frage kommen, darüber mehr im nächsten Blog.

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