Ich habe in den letzten Wochen in so vielen Fachzeitschriften, Online-Portalen wie Xing oder Linkedin Ratschläge für die aktuell einzig richtige Führung gelesen. Vieles davon bereitet mir Unbehagen, weil es von Menschen kommt, die sicher ganz ordentliche Theoretiker sind, aber selbst nie geführt haben und von der Praxis relativ unbeleckt sind. Da wird jedem Trend hinterher gehechelt und als das einzig wahre Führungsinstrument deklariert. Manche scheuen sich auch nicht, einfach mal was rauszuschießen, nach dem Motto: Besser ein überflüssiger Beitrag, als gar keiner!
Grundsätzlich sind viele dieser Ansätze individuell betrachtet ja richtig, aber oft wird verallgemeinert und es ist eben nicht „One Size fits all“ in der Führung! Mit meiner bescheidenen Erfahrung aus rund 20 Jahren aktiver und erfolgreicher Führungsarbeit schaue ich zunächst mal auf die Branche. Niemals kann ich Menschen, zum Beispiel aus der IT, die projektorientiert arbeiten so führen, wie eine Gruppe von Menschen, die vorgabenabhängig sind, wie beispielsweise Agenten im Callcenter. Die gesamten Rahmenbedingungen sind völlig unterschiedlich.
Das heisst nicht, dass ich nicht jedem einzelnen meiner Mitarbeiter den notwendigen Respekt und das Vertrauen entgegenbringe. Das heisst nur, dass ich sehr genau hinschauen muss, wo ich mich bewege. Ich kenne Führungskräfte, die finden „Agile Führung“ total klasse. Leider wissen einige nicht, was das bedeutet. Sie führen dann gar nicht mehr und entscheiden auch nicht mehr. Keine Orientierung für die Mitarbeiter. Diese Führungskräfte machen sich einfach nur gemütliche Tage und verkaufen sich als die modernen Manager schlechthin.
Was ist nun aus meiner Sicht wichtig? Es sind insgesamt 5 Fragestellungen:
- in welcher Branche bewege ich mich?
- Mit welchen Menschen arbeite ich zusammen?
- Arbeiten wir sehr abhängig von Rahmenbedingungen oder arbeiten wird sehr orientiert an Projekten?
- Wie ticken meine Mitarbeiter? Was motiviert sie und was treibt sie an? Wer kann mit Verantwortung umgehen und wer nicht? Manche wollen keine Verantwortung übernehmen. Manche wollen mehr Orientierung, manche weniger. Kenne ich die?
- Gibt es Notwendigkeiten und Möglichkeiten, etwas zu ändern? Ich welcher Form auch immer. Das sind die wichtigen Fragen, die man sich zunächst einmal stellen muss.
Danach kann ich dann meinen Führungsstil ausrichten. Der kann durchaus unterschiedlich sein, nämlich individuell. Das wichtigste ist, dass die Führungskraft immer eine Orientierung gibt. Auch und gerade in agilen Gebilden ist Führung enorm wichtig. Manche brauchen mehr, manche weniger. Einige werden jetzt sagen: „Dann behandele ich ja meine Mitarbeiter nicht mehr gleich“! Genau, sie behandeln nicht gleich, sondern individuell. Ungleich zu behandeln heisst nicht ungerecht zu sein. Wenn ich als Führungskraft ständig mit meinen Mitarbeitern kommuniziere, mein Handeln erkläre und mit ihnen Lösungen erarbeite, dann werden diese Menschen das sehr schätzen, weil sie sich verstanden und beteiligt fühlen.
Sein Sie also individuell. Laufen Sie nicht jedem Trend hinterher, sondern finden Sie Ihren Führungsstil. Sprechen Sie mit Ihren Mitarbeitern und seien Sie berechenbar. Spielen Sie keine Rollen, die Ihnen nicht liegen. Sein Sie einfach Sie selbst und eifern Sie nicht irgendwelchen Phrasendreschern nach. Aber führen Sie! Der Erfolg wird Ihnen Recht geben!
Ach ja, zum Schluss noch der kleinen Hinweis: Denken Sie immer daran, dass Ihre Mitarbeiter Ihre Erfolgsgaranten sind!