Homeoffice – und dann?

Die Arbeit im Homeoffice wird zum sogenannten “New Normal” in der Arbeitswelt. Ging es während des ersten Lockdowns vorrangig darum, die Arbeitsabläufe einigermaßen aufrecht zu erhalten, ist das nun schon fast zur Routine in den Unternehmen geworden. Auch in der Zukunft wird Arbeit nicht mehr so geleistet, wie vor der Pandemie. Neue Arbeitsmodelle sind entstanden und das Homeoffice hat einen großen Anteil daran.

Die Unternehmen sind gefordert

Jetzt sind allerdings die Unternehmen gefordert, den gesetzlichen Anforderungen Rechnung zu tragen. Erstaunlich ist hierbei, dass die Unternehmensgröße keine Rolle dabei spielt. Selbst in großen Unternehmen, teilweise sogar im Dax notiert, sind die Vorschriften offenbar unbekannt. Es gibt auch unter den aktuellen Rahmenbedingungen nur ganz wenig Ausnahmen, die gemacht wurden. Und hierzu gehören aktuell nur die Vorschriften der gesetzlichen Unfallversicherung im Homeoffice, die bis 31.12.2020 den Regelungen des Offices angepasst wurden. Das war´s!

Es war ja auch völlig in Ordnung, wenn die Gewerbeaufsicht in den letzten Monaten nicht so genau hingeschaut hat, wie das Thema Homeoffice umgesetzt wird. Wenn wir nun aber nach 9 Monaten von einer Normalisierung sprechen, dann ist es an der Zeit, die Vorschriften einzuhalten. Und dazu gehört eben einfach, dass die Arbeitgeber verpflichtet sind dafür zu sorgen, dass auch im Homeoffice die Vorgaben des Unfallschutzes, des Datenschutzes, der Ergonomie und der Arbeitssicherheit eingehalten werden.

Das bedeutet in letzter Konsequenz, dass der Arbeitgeber gesetzlich verpflichtet ist, nicht nur den Arbeitsplatz einzurichten, sondern auch die Kosten für die Einrichtung zu übernehmen. Wenn man es gesetzlich ganz genau nimmt, dann muss bei der erstmaligen Einrichtung eines Homeoffice-Arbeitsplatzes sogar eine Arbeitsstättenbegehung gemacht werden. Natürlich ist hierbei auf den Artikel 13 GG zu achten. Aber das war auch vor Corona schon so.

Nicht jede Wohnung ist als Homeoffice geeignet

Es ist völlig klar, dass sich nicht jede Wohnung des Arbeitnehmers aufgrund ihrer Größe für Homeoffice eignet, aber dann kann auch nicht im Homeoffice gearbeitet werden. Es ist ja auch völlig sinnlos im Homeoffice arbeiten zu wollen, wenn die technische Infrastruktur nicht vorhanden ist. Das sind Ausschlussgründe, die es zukünftig wieder zu beachten gilt.

Ein weiterer Punkt ist der Umgang mit dem Datenschutz und mit der Datensicherheit. Vielerorts fehlt es hier an Regelungen und Anweisungen für die Beschäftigten. Manch einer mag nun sagen: “Das ist doch weltfremd, was der hier schreibt!” Darauf muss ich aber erwidern, dass das nun mal die geltenden Regelungen sind und es kann doch nicht sein, dass man Beschäftigten in den Unternehmen anbietet, sich an den Kosten des Kaufs  einer Büroausstattung zu beteiligen, wenn sie eigentlich komplett übernommen werden müssen. Oder ob man überhaupt nichts tut und die Beschäftigten weiterhin auf der Couch sitzen lässt, mit den Airpods in den Ohren. Nichts gegen diese in-ear-Kopfhörer! Diese haben eine sehr hohe Qualität, aber sie sind einfach nicht dafür geeignet, damit täglich mehrere Webmeetings zu machen und häufig damit zu telefonieren. Da stellt sich doch die Frage, ob das Kalkül oder Unwissenheit ist.

Natürlich ist auch der Gesetzgeber gefordert,  Regelungen zu erlassen, die der Realität angepasst sind. In Unternehmen mit Betriebsräten gibt es zusätzlich die Möglichkeit, hierzu Rahmentarifverträge oder Regelungsabsprachen zu treffen. Häufig gehen diese über die gesetzlichen Regelungen hinaus.

Führung aus der Distanz wird unterschätzt

Was in vielen Unternehmen schlichtweg unterschätzt wird, ist die Führung der Mitarbeitenden. Führen auf Distanz heisst anders kommunizieren als bisher. Diese Feinheiten in der Kommunikation müssen beherrscht werden. Sind die Führungskräfte nicht entsprechend geschult, dann besteht die große Gefahr, dass die Beschäftigten mit ihrer Arbeitssituation unzufrieden werden, weil sie keinen adäquaten Arbeitsplatz haben, weil sie sich aufgrund von Fehlern in der Führung nicht mehr wahrgenommen fühlen und weil sie das Gefühl haben, sozial zu vereinsamen. Diese Unzufriedenheit hat unmittelbaren Einfluss auf die Arbeitsleistung und die Motivation. Die Wahrscheinlichkeit Spitzenkräfte zu verlieren, steigt um ein Vielfaches. Es wird immer noch von Fachkräftemangel gesprochen und wie schwierig es ist, diese zu finden. Meine Empfehlung ist, sich auf die vorhandenen Fachkräfte zu konzentrieren und zu schauen, dass man diese nicht verliert!

Das Kostenargument zählt nicht

Unternehmensseitig wird häufig von hohen Kosten gesprochen, die die Verlagerung der Arbeit ins Homeoffice mit sich bringt. Doch auch hier sei erwidert, dass es nicht immer hohe Kosten sein müssen. So kann z.B. jeder Beschäftigte seinen Bürodrehstuhl und seinen Schreibtisch im Homeoffice aufbauen, wenn dauerhaft dort gearbeitet wird. Bei Rotation von Homeoffice und Office können zumindest die überzähligen Büromöbel verteilt werden. Und für die restlichen Beschaffungen kann man auf attraktive Leasingmodelle zugreifen.

Ich hatte es weiter oben bereits erwähnt – Nicht jede Büroausstattung hat Platz im Homeoffice, aber da braucht es Lösungen, die beidseitig getragen werden und die nicht allen ergonomischen Vorschriften zuwiderlaufen. Der Anfang wäre doch schon mal mit einem professionellen Headset gemacht!

Eine letzte Sache, die sich jetzt noch garnicht abschätzen lässt, sind die gesundheitlichen Spätfolgen aufgrund fehlender ergonomischer Arbeitsplätze. Auch hier hat der Arbeitgeber Vorsorge zu treffen.

Möchten Sie wissen, wie Sie den Anforderungen entsprechende Homeoffices einrichten, in denen die Menschen produktiv und mit Freude arbeiten? Dann freuen wir uns auf Ihre Nachricht.

Was Sie noch wissen sollten: Wir machen keine Rechtsberatung, jedoch vermitteln wir Ihnen bei Bedarf gerne einen Juristen aus unserem Netzwerk.
Alle unsere Informationen für Sie sind in der Praxis erfolgreich erprobt!

 

Möchten Sie sich vorab selbst mit den Themen der Rahmenbedingungen und der Führung aus der Distanz vertraut machen, dann haben wir hier zwei Links für Sie:

“Führen von Beschäftigten im Homeoffice”

“Homeoffice – Tipps – Tools – Rahmenbedingungen”

 

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